Schlag den Raab/Star/Henssler - Die Fanseite
Mit allen Infos zur Show inklusive Ideen zum Nachspielen der Spiele

Interview mit Tom von Brainpool vom 20.12.2014


Die Macher von Schlag den Raab haben mich nach der 49. Sendung kontaktiert und mich nicht nur für die Fanseite gelobt, sondern waren auch so freundlich mir einige Fragen zu beantworten. Heute, kurz vor der 50. Jubiläumsfolge habe ich nun alle Antworten zusammen und freue mich, das Interview komplett zu veröffentlichen:

SDR-Deluxe: Wie entstand überhaupt das Konzept der Show bzw. die Grundidee?

Tom: Die Grundidee zu „Schlag den Raab“ stammt, wenig überraschend, von Stefan Raab selbst. Er beschrieb uns seine Vorstellung von einer Show, in der ein Zuschauerkandidat im Duell gegen ihn in einer bunten Spielemischung aus diversen Bereichen einen sehr großen Geldbetrag gewinnen kann – eine einfache, aber geniale Idee.

SDR-Deluxe: Was passiert mit den nicht gespielten Spielen? Tauchen die definitiv später noch einmal auf?  Oder ist es in der Vergangenheit schon passiert, dass diese "geplanten" Spiele nie mehr gespielt worden sind? Wird ein geplantes Spiel 15 dann in einer der nächsten Ausgabe Spiel 15?

Tom: Das ist unterschiedlich, nicht gespielte Spiele wandern jedenfalls nicht automatisch in die nächste Show. Manchmal stehen die Spiele für die folgende Show auch schon fest, bevor die aktuellen gespielt worden sind, oder die „Reste“ passen einfach nicht ins Gesamtbild.

In der Regel tauchen die Spiele aber in einer der nächsten Shows wieder auf, schließlich sind sie fertig und hinreichend erprobt. Möglicherweise aber an einer ganz anderen Position, weil es uns im „Fluss“ der Sendung besser gefällt. Wir haben auch schon einmal ein „Spiel 15“, zu dem es nicht kam, in einer der folgenden Shows als „Spiel 1“ gemacht.

SDR-Deluxe: Was passiert mit den Spielgeräten nach den Shows? Z.B. beim Fäden ziehen. Das sind ja Unikate... Werden die vernichtet oder gibt es ein Schlag den Raab-Lager?

Tom: Ganz unterschiedlich, die meisten Spiele werden natürlich aufgehoben. Große, sperrige Aufbauten werden in der Regel nicht gelagert, zumindest wenn sie mit überschaubarem Aufwand neu herzustellen sind.

Die Requisiten für „Fäden ziehen“ stehen sicher irgendwo in einer Kiste, denn es sind tatsächlich besondere Unikate. Beim Testen des Spiels gab es nämlich zu häufig das Problem, dass der auf der Flasche liegende Ball von einem Fadenknäuel, das sich in der Flasche gebildet hatte, heruntergestoßen wurde, ohne dass der Spieler etwas dagegen tun konnte. Unsere findigen Requisiteure haben daraufhin noch Glasröhrchen in die Flaschen gebastelt, durch die der Faden zunächst laufen musste, so dass sich ein Knäuel schon an diesem Röhrchen und nicht erst oben am Flaschenhals aufgelöst hat. Coole Sache.

SDR-Deluxe:
Wie viele Personen denken sich die Spiele oder auch die Spielreihenfolge aus? Wie wird das überhaupt geplant? Wer entscheidet, was wie und in welcher Reihenfolge gespielt wird?

Tom: Die Autoren von „TV total“, die gleichzeitig auch die Autoren von „Schlag den Raab“ sind. Das sind derzeit fünf Personen.

Wir bemühen uns, immer eine gute Mischung verschiedenartiger Spiele hinzukriegen. Trotz der hin und wieder enormen Länge will die Show ja doch Unterhaltung für die ganze Familie sein. Da brauchen wir einfache Spiele mit klaren, möglichst nachvollziehbaren Regeln, und ab und zu soll man auch mitspielen können, etwa bei den Spielen am Quizpult.

An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass wir von Senderseite (ProSieben) bei „Schlag den Raab“ dankenswerterweise sehr große Freiheiten genießen und praktisch freie Hand haben, was Spieleauswahl und Reihenfolge betrifft – für eine Produktion dieser Größenordnung alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

SDR-Deluxe: Ist ein neues Videospiel bzw. Gesellschaftsspiele in Planung?

Tom: Bestimmt.

SDR-Deluxe: Wie viele Leute arbeiten insgesamt an einer Show? Wie lange dauert die Vorbereitung?

Tom: Für eine so aufwändige Show wie „Schlag den Raab“ arbeiten – zumindest in der heißen Produktionsphase – mehrere hundert Menschen.

Die Vorbereitungszeit kann man nicht benennen, wir arbeiten praktisch immer auch an  „Schlag den Raab“. Das liegt daran, dass wir immer eine Vielzahl von Spielideen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien bearbeiten. Manche Spiele brauchen nur ein paar Minuten, bis sie im Prinzip fertig sind.
Wenn etwa jemand sagt „Wir werfen aus x Metern Bleistifte auf einen Tisch“, ist allen sofort klar, wie das Spiel geht, worin die besondere Schwierigkeit besteht, was die Bleistifte alles anstellen können, wenn sie auf dem Tisch landen usw. Ganz klar: eine gute Idee. Was danach kommt (wie viele Versuche, aus welcher Entfernung, Größe, Farbe und Beschaffenheit des Tischs?), sind in diesem Fall einfache Detailfragen. Es gibt aber auch Spielideen, bei denen wir erst nach einigen Jahren den Durchbruch schaffen und eine Form finden, um sie in der Show spielen zu können.

Viele unserer Quizspiele brauchen Wochen oder sogar Monate, bis sie in die Show können. Denn wir brauchen eine klare Form und gute Inhalte, und diese müssen auch noch absolut wasserdicht sein. Das ist arbeitsintensiv und dauert entsprechend lange.

SDR-Deluxe: Wie kommt man auf die Spielideen? Sind ja auch praktische Sachen "aus dem Leben" dabei. Wurde z.B. das Kleiderbügelwerfen beim Anziehen erdacht?

Tom: Wir kennen neben allen Sportarten auch so ungefähr alle Gesellschafts-, Kneipen- und Partyspiele, die es gibt. Da findet man immer wieder Umsetzungsmöglichkeiten für die Show. Am liebsten spielen wir sie natürlich so, wie sie sind. Wenn wir Tischtennis spielen, gibt es keinen Grund die Regeln zu ändern, weil ja Millionen Menschen das Spiel genauso kennen.

Besonders freuen wir uns, wenn es uns gelingt, aus bekannten Alltagsfähigkeiten ein gutes Spiel machen. Das Spiel „Kleiderbügel“ ist tatsächlich aus einem kreativen Autorenausflug durch Spielzeuggeschäfte und schwedische Einrichtungshäuser entstanden. Bei den Kleiderbügeln haben wir gedacht „mal gucken, ob man die an eine Kleiderstange werfen kann“ und haben sie erst mal mitgenommen. Es hat dann besser geklappt, als wir dachten, und so wurde ein schönes Spiel daraus.

Viele Spiele sind aber wirklich aus Alltagssituationen hervorgegangen, etwa wackelige Gegenstände von einem Tablett gleiten zu lassen („Nussknacker“) oder etwa beim Spiel „Schütten“.

SDR-Deluxe: Wie ist der Planungsablauf für eine Folge? (z.B. wann die 6 Kandidaten und die Spiele feststehen, wann die Kandidatentrailer gedreht werden, und ab wann, wie oft und in welcher Form geprobt wird).

Tom: Für die Suche von geeigneten Kandidaten für „Schlag den Raab“ finden mehrmals im Jahr aufwändige Castings statt. Die besten Bewerber werden dann von der Redaktion ausgewählt, im Einzelfall sind das auch schon mal viel mehr, als wir für eine Show brauchen. Von diesen Kandidaten werden dann die Vorstellungsfilme gedreht.

Wer in welcher Show spielen soll, wird aber erst relativ kurz vor der Show festgelegt, und auch die Kandidaten erfahren erst ein paar Tage vor der Show von ihrer Teilnahme. Weiterhin gibt es einen Pool von guten Kandidaten, von denen wir ebenfalls immer wieder welche berücksichtigen, auch wenn deren Casting schon eine Weile zurück liegt. So kann es vereinzelt durchaus vorkommen, dass zwischen Bewerbung und Auftritt in der Show ein längerer Zeitraum liegt.

SDR-Deluxe: Was passiert in der Probe? Steven Gätjen erwähnte ja in der letzten Show, dass er z.B. Ringing The Bull dort schon gespielt hat.

Tom: Selbstverständlich werden alle Inhalte der Show ausführlich ausprobiert, natürlich mit Testkandidaten. Da Moderator Steven Gätjen bei den meisten Proben im Vorfeld der Show anwesend ist und es für ihn auch wichtig ist, dass er die Spiele gut kennt, schlüpft er natürlich gerne mal in die Rolle der Kandidaten und probiert das eine oder andere Spiel aus.

SDR-Deluxe: Wie schützt man die Spiele - vor allem die sehr großen Außenspiele - vor vorherigen Einblicken der Kandidaten oder von Stefan Raab?

Tom: Durch Maßnahmen. Stefan Raab ist hier allerdings kein Problem, weil er die Spiele vorher auf keinen Fall wissen will und dies natürlich auch nicht darf.

SDR-Deluxe: Wurde Ringing The Bull wirklich mit dem Modell aus der Sendung vorher ausprobiert oder hatte man es da noch in anderer Form aufgebaut? Wie lange hat das Spiel in der Probe gedauert?

Tom: Ja, man kann es nicht anders sagen: „Ringing The Bull“ (Spiel 15 in der Show vom 15.11.2014) hat in der Show nicht funktioniert. Etwa eine Stunde lang schaffte es keiner der beiden Kandidaten, den Ring auf den Haken schwingen zu lassen.

Wie alle Spiele wurde natürlich auch dieses intensiv auf Spielbarkeit geprüft und ausprobiert, auch in der Original-Sendungsversion. Die Abläufe waren hier immer sehr ähnlich: Nach einigem Ausprobieren nähern sich die Spieler der erfolgversprechendsten Technik (in kleinem Bogen nur leicht oberhalb des Rings schwingen), und dann hängt innerhalb weniger Durchgänge der Ring am Haken – soweit der Normalverlauf.

In der Show war es hingegen so, dass die Spieler den eigentlich richtigen Weg nach einigen erfolglosen Durchgängen wieder verlassen haben, um wieder etwas ganz anderes auszuprobieren. Zudem hatten sie unglaubliches Pech. Wie in etlichen Zeitlupen gut zu erkennen war, fehlte oft nur ein Hauch zum Erfolg. Von den vielleicht dreißig sehr knappen Versuchen fallen  normalerweise mindestens fünf auf den Haken. Tja, an diesem Abend war das leider nicht der Fall…

SDR-Deluxe: Warum sind die Kandidaten montags nach der Show nicht mehr bei TV Total?

Tom: Das haben wir jahrelang gemacht. Da Stefan in der letzten Zeit aber häufiger längere Siegesserien hatte, hat es uns als Sendungsinhalt für TV total nicht mehr gefallen, regelmäßig die Kandidaten mit ihren – oft klaren – Niederlagen zu konfrontieren.

SDR-Deluxe: Wohin kann man sich als Verband einer kuriosen Sportart (z.B. Cornhole) oder eines Spiels (z.B. Crokinole) wenden, wenn man diese Sportart in einer Schlag den Raab-Show sehen möchte? Oder gehen Sie an die Verbände heran?

Tom: Natürlich erreichen uns (die Produktionsfirma von „Schlag den Raab“, Brainpool TV GmbH in Köln) immer wieder Spielideen von außen, die wir gerne prüfen. Viele schöne Spiele haben es so schon in die Show geschafft. Oft ist es aber auch so, dass wir auf Spiele stoßen, sie ausprobieren und gut finden, und dann unsererseits an die jeweiligen Verbände o.ä. herantreten (wie etwa bei „Cornhole“).

Auch Zuschauer schicken uns viele Vorschläge für Spiele, von denen uns allerdings fast alle bekannt sind (zumindest in Varianten davon). Oft sind das auch Spiele, die wir bereits gespielt haben, oder solche, die wir aus verschiedenen Gründen verworfen haben und manchmal auch welche, die sich gerade in der heißen Planungsphase für eine der kommenden Shows befinden. Deshalb rufen wir die Zuschauer auch nicht aktiv zur Mitarbeit auf.

SDR-Deluxe: Wurde die Spielreihenfolge während einer Show schon mal kurzfristig verändert bzw. wurden Spiele schon einmal ausgetauscht (als sich Raab z.B. einen Innenbandriss zuzog)?

Tom: Hin und wieder kommt es vor, dass wir während der Proben die geplante Spielereihenfolge noch mal ein bisschen verändern. Wenn der Ablauf für die Show am Samstag aber einmal festgelegt wurde, wird er nicht mehr geändert, schon gar nicht während der laufenden Sendung. Im Sinne einer guten Show gibt es aber Notfallpläne für Eventualitäten.

SDR-Deluxe: Wie lange wird Stefan Raab die Show wohl noch machen bzw. wie lange können wir uns definitiv noch auf weitere Shows freuen? Ich und die Fans der Show hoffen auf noch recht viele Jahre

Tom: Wir hoffen ebenfalls auf noch recht viele Jahre.